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Gottwald remixt Mahler

Die Coro­na-Pan­demie ist nicht ger­ade die große Stunde Gus­tav Mahlers. Seine gigan­toman­is­chen Sym­phonien mit manch­mal bis zu Tausend Mitwirk­enden sind mit den Abstands- und Hygien­ebe­din­gun­gen dieser Tage nicht ger­ade ein­fach in Ein­klang zu brin­gen. Dafür ste­ht Mahler jedoch in ander­er Form im öffentlichen Inter­esse: Ein Roman über ihn hat sich näm­lich auf die Spiegel-Best­sellerliste ver­laufen und diese seit Wochen nicht verlassen.

Der öster­re­ichis­che Schrift­steller Robert Seethaler ver­sucht in seinem ger­ade ein­mal 126 großzügig geset­zte Seit­en lan­gen Roman Der let­zte Satz eine Art lit­er­arischen Remix über den let­zten Satz aus Mahlers Neunter Sym­phonie, er scheit­ert jedoch krachend. Glauben Sie mir, sein Text ist aufge­set­zt, blasiert und öde, und kein­er dieser drei Sün­den hat sich Mahler je auch nur mit ein­er Note schuldig gemacht. Wenn Der let­zte Satz über­haupt zu etwas gut ist, dann zu dem Beweis, dass man als soge­nan­nter Best­seller­autor auch ohne jeglichen lit­er­arischen oder intellek­tuellen Ehrgeiz neue Pro­duk­te kreieren kann, die dann auch noch gekauft wer­den. Lesen Sie dieses Buch nicht, vergeu­den Sie nicht Ihre Lebenszeit.